Mit welchen Themen kommen Kundinnen und Kunden häufig zu dir ins Coaching?
Ich unterstütze oft Kundinnen und Kunden, die Prüfungsangst oder ähnliche Blockaden haben. Häufig geht es in meinen Coachings auch um das Gefühl, nicht gut genug zu sein und gewissen Anforderungen nicht zu genügen, auch und gerade im künstlerischen Bereich.
Und ich coache auch oft Kundinnen und Kunden, die in einem Konflikt stecken – innerlich oder mit anderen Menschen.
An welchen Punkten setzt dein Coaching an?
Das Coaching findet in der Regel zu einem Zeitpunkt statt, an dem Menschen spüren, dass es auf ihrem eingeschlagenen Lebensweg irgendwie hakt, und sie wissen nicht warum. In unserem bewussten Lebensplan sehen unsere Ziele meist vernünftig und erreichbar aus. Aber dann ist die gerade Linie plötzlich gestört und wir reden uns ein „Das schaffe ich nicht! Ich bin auf dem falschen Weg!“
Durch diese inneren Stimmen ist dann unsere Perspektive recht eingeschränkt. Wir sind nicht mehr offen für all die wunderbaren Quellen in unserem emotionalen und geistigen Dasein. Ich unterstütze meine Kundinnen und Kunden dabei, all das vom Unbewussten ins Bewusstsein zu holen. Wenn es gelingt, die störenden Impulse auf dem Weg zum Ziel zu verstehen und zu integrieren, zeigen sich in der Regel unerwartete Lösungen.
Was macht dir bei deiner Arbeit als Coach am meisten Spaß?
Oft fühle ich mich als Forscher, der sich voller Entdeckerfreude aufmacht, einen Weg durch das Dickicht aus Plänen, Erfahrungen, Prägungen, Vorlieben und vielen weiteren menschlichen Eigenheiten zu suchen.
Die schönsten Augenblicke in meiner Arbeit sind die Momente der Erkenntnis. Wenn meine Kundinnen und Kunden in der Arbeit mit mir einen Punkt erreichen, an dem sie eine Blockade aufgeben können, an dem sich ein Hindernis auflöst, stellt sich plötzlich eine große Leichtigkeit ein. Und dann erfüllt es mich jedes Mal mit tiefer Freude, Teil dieses Prozesses zu sein.
Was macht dich und deine Arbeit besonders als Coach?
Meine 20-jährige Erfahrung als Coach und meine Erfahrung in psychotherapeutischer Arbeit und die Essenz aus meiner Berufserfahrung in den Jahren davor haben meine Liebe zum „Allzumenschlichen“ gestärkt. Egal wie verwirrend eine Situation sich darstellen mag, ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle im Grunde glücklich sein und geliebt werden wollen. Das klingt vielleicht banal, aber die Wahrheit ist oft sehr einfach.
Die Wege, die wir dabei einschlagen, sind sehr verschieden, aber letztendlich ist es das Ziel der meisten Menschen ein – im ethischen Sinn – gutes Leben zu führen.
Dabei gilt mein großer Respekt der Tatsache, dass Menschen in der Regel Veränderungen als unangenehm, ja oft sogar als schmerzlich empfinden. Menschen in diesen Lebensabschnitten mit Mut, Geduld, Klarheit und Humor zu begleiten ist für mich der Kern meiner Tätigkeit.
Auch meine künstlerische Berufserfahrung aus der Zeit, bevor ich Coach wurde, prägt mich bis heute. Als Schauspieler habe ich mich intensiv mit intrapsychischen Vorgängen auseinandergesetzt. Und als Producer von Dokumentarfilmen in vielen Ländern auf der halben Welt habe ich gelernt, wie wertvoll es ist, einen guten und ehrlichen Kontakt aufzubauen und den anderen zu verstehen. Gerade dann, wenn mein Gegenüber in einer mir fremden Kultur zu Hause ist.
Was ist das Wichtigste, das du im Laufe der Zeit als Coach gelernt hast?
Es klingt vielleicht altmodisch, aber es ist eine gewisse Form von Demut. Jeder Coaching-Prozess hat sein eigenes Tempo und seine eigene Richtung. Die Erkenntnis, wie wir vorangehen, kommt nicht von mir oder meinen Coachee. Sondern aus dem Prozess, aus der Qualität des Kontaktes und der Präsenz der Beteiligten.
Ich biete die Form und meine wache Präsenz an, außerdem meine Erfahrung und manchmal auch meine Intuition. Aber „laufen“, also die notwendigen Schritte machen, muss mein Gegenüber alleine.
Über welches Erlebnis aus deinem Berufsleben hast du dich besonders gefreut?
Ich empfinde immer dann besondere Freude, wenn wir im Coaching der persönlichen Wahrheit, die unter den Problemen und Irritationen liegt, ein wenig näher gekommen sind. Wenn deutlich wird, dass mein Gegenüber wieder einen Schritt auf sich selbst zugegangen ist. Oder auch, wenn meine Coachees erkennen, dass verschüttet geglaubte Ressourcen zur Problemlösung wieder nutzbar werden.
Und: Wie schön ist es, wenn man gemeinsam über eine Situation lachen kann, die kurz zuvor noch höchst dramatisch wirkte.
Vielen herzlichen Dank für das Gespräch, Oliver!
Noch mehr über Oliver Kappel gibt es auf seinem SEQUOYA-Profil.