Transkulturell – woher kommt das Konzept?
Transkulturalität beschreibt ein Kulturkonzept, das davon ausgeht, dass sich bei der Begegnung von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen diese Kulturen miteinander verbinden und vermischen. Schließlich formen sich die Kulturen sich zu etwas ganz Neuem, das Elemente aller Kulturen enthält. Kultur gilt in diesem Verständnis nicht als abgeschlossene Einheit, sondern als Prozess.
Der Ursprung des transkulturellen Konzepts geht auf den kubanischen Anthropologen Fernando Ortiz Fernández zurück. Er hat in den 1940er zu den gegenseitigen kulturellen Einflüssen zwischen Europa und Lateinamerika geforscht. Eines seiner Ergebnisse: Die Mischung und die gegenseitige Beeinflussung der verschiedenen Kulturen hat erstaunliches Kreativpotenzial freigesetzt.
Transkulturalität ist wie ein Ölgemälde
Transkulturalität ist vergleichbar mit einem Ölgemälde. Wenn Sie ganz nah an ein Bild herangehen, das mit Ölfarben gemalt ist, sehen Sie viele verschiedene Farben und deutlich voneinander abgrenzbare Pinselstriche. Aber wenn Sie sich einige Schritte entfernen, verschwimmen die Grenzen zwischen den einzelnen Pinselstrichen und das Zusammenwirken aller Elemente tritt in den Vordergrund. Sie sehen übergeordnete Formen, eine gemeinsame Dynamik, vielleicht sogar etwas Bildliches. Die einzelnen Elemente des Gemäldes bilden gemeinsam etwas ganz Neues, das nur im Zusammenspiel zu erreichen ist.
Das Konzept der Transkulturalität geht davon aus, dass Kulturen nicht klar voneinander abgrenzbar sind und dass es für das große Ganze wichtig ist, dass alle Kulturen Berücksichtigung finden. Dabei sind alle Kulturen gleich viel wert, und keine Kultur sollte das Miteinander dominieren. Eine transkulturelle Sicht auf die Welt schätzt die Vielfalt der Menschheit und hat zum Ziel, möglichst viele Brücken und neue Verbindungen zwischen Menschen zu bauen. So wird das Verständnis füreinander und das Agieren miteinander auf eine neue Ebene gehoben.
Was ist der Unterschied zwischen transkulturell und interkulturell?
Transkulturell und interkulturell, beide Begriffe sind relevant, um Kontexte zu beschreiben, in denen Menschen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen aufeinander treffen – also zum Beispiel in einem Team, in einer Nachbarschaft, in einer Familie. Die Konzepte von transkulturell und interkulturell unterscheiden sich vor allem darin, wie der Begriff „Kultur“ verstanden wird.
Das Konzept „interkulturell“ geht davon aus, dass es verschiedene klar voneinander abgrenzbare Kulturen gibt und dass alle eine gleichwertige Berechtigung haben. Das heißt: keine Kultur soll das interkulturelle Miteinander dominieren. Im interkulturellen Arbeiten wird dazu ermuntert, sensibel für andere Kulturen zu sein und aktiv in einen Perspektivwechsel zu gehen, um die Welt der anderen besser kennenzulernen.
In interkulturellen Kontexten geht es nicht darum, eine neue, gemeinsame Kultur zu entwickeln. Interkulturalität bedeutet, dass die eigene und die fremde(n) Kultur(en) nebeneinander existieren und sich dabei sich wohlwollend und konstruktiv austauschen, um eine Beziehung aufzubauen. Gerade für jüngere Menschen, die im Prozess der Identitätsfindung sind, kann es wichtig sein, klare Grenzen zwischen der eigenen Kultur und anderen Kulturen zu ziehen, zwischen Heimatgefühl und kosmopolitischem Lifestyle.
In Abgrenzung dazu geht das Konzept „transkulturell“ davon aus, dass Kulturen keine klar voneinander abgrenzbaren Einheiten sind. Und wenn sich Menschen regelmäßig begegnen, werden die scheinbaren Grenzen zwischen Kulturen nach und nach verschwinden. Insbesondere in einer globalisierten Welt sind die Übergänge fließend.
In einem transkulturellen Kontext geht es um das, was verbindet, um ein neues, gemeinsames „Wir“, in dem Elemente aus allen Kulturen enthalten sind. Das ist besonders relevant in divers zusammengesetzten Teams. Denn wenn im Arbeitsleben den Fokus auf dem liegt, was verbindet, sind Konflikte deutlich leichter zu lösen. Das neue transkulturelle „Wir“ in einem Team ist wie das Gemälde, das seine Gesamtwirkung nur durch das Zusammenspiel aus allen Pinselstrichen entfalten kann.
Was ist Diversity?
Diversity bedeutet wörtlich: Vielfalt. Konkret: die Vielfalt von Menschen und Lebenswelten. Eine wichtige Grundannahme in unserer Gesellschaft ist: Jeder Mensch ist gleich viel wert – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Ethnie, Kultur, sexueller Orientierung, Religion, Weltanschauung, Alter oder Behinderung.
Leider liegen Theorie und Praxis weit auseinander, sodass Menschen, die anders leben als die weiße, cisgeschlechtliche, heterosexuelle Mehrheit, regelmäßig benachteiligt werden. Um allen die gleichen Chancen zu ermöglichen, gibt es in vielen Unternehmen inzwischen ein Diversity Management.
Eines der Ziele von Diversity Management in Unternehmen ist es, die Vielfalt in Teams zu fördern und individuelle Unterschiede als Stärke anzuerkennen, die ein Team und das ganze Unternehmen voranbringt. Das ist keine Sozialromantik, sondern es gibt zahlreiche Studien, die bestätigen: divers aufgestellte Teams und Organisationen sind wirtschaftlich erfolgreicher als andere – unter anderem diese Studie zum positiven Zusammenhang zwischen Diversität und Geschäftserfolg der Unternehmensberatung McKinsey.
Wie hängen Diversity und transkulturelles Miteinander zusammen?
Einfache Formel: Je diverser ein Team oder eine Gruppe von Menschen, desto komplexer wird es, zu einem transkulturellen Wir zu finden.
Kulturelle Unterschiede werden oft auf eine unterschiedliche Herkunft reduziert. Aber der Kulturbegriff im transkulturellen Verständnis geht viel weiter. Er umfasst all das, was eine Person in ihrer Biografie prägt: Geschlecht, sexuelle Orientierung, Behinderung, Religion,… Kurz: alle Kriterien, die für Diversity relevant sind.
In Teams mit einem hohen Grad an Diversität treffen also mehr unterschiedliche Kulturen aufeinander als in einer relativ homogen zusammengesetzten Gruppe. Das bedeutet, dass in solchen Teams eine große Anzahl an kulturellen Elementen für ein transkulturelles Miteinander zu berücksichtigen ist. Um den Vergleich von oben aufzugreifen: Das gemeinsame Bild, das durch individuellen Unterschiede entsteht, hat bei sehr diversen Gruppen mehr Farben als bei anderen. Das Bild wird dadurch komplexer – und vielleicht auch lebendiger und spannender als Bilder mit nur wenigen Farben.
SEQUOYA unterstützt dabei, ein transkulturelles Wir zu formen
Zu unserem Unternehmensleitbild gehört: „Wir sagen „Nein!“ zu Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Sexismus, Homo- und Transphobie und allen anderen Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.“ Das bedeutet im Umkehrschluss: Wir sagen „Ja!“ zu Diversität, friedlichem Miteinander und gegenseitigem Respekt.
Und weil Vielfalt ein großartiger Grund zum Feiern ist, laden wir 2024 ein zu einem transkulturellen Sommerfest.
Wir arbeiten außerdem seit Jahren in Kontexten, wo Menschen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen aufeinandertreffen – insbesondere in sozialen Einrichtungen und im Gesundheitssektor. Genauso lange unterstützen wir Teams in diesen Branchen dabei, zu einem guten und konstruktivem Miteinander zu kommen, in denen sich alle gesehen fühlen und gut arbeiten können. Denn wenn das Miteinander nicht passt, fließt sehr viel Zeit und Energie in Konfliktlösung und in die Organisation von internen Abläufen. Diese Ressourcen stehen dann nicht mehr für die eigentliche, inhaltliche Arbeit zur Verfügung.
In Unternehmen fördern wir ein transkulturelles Miteinander zum Beispiel in unseren Workshops zur Teamentwicklung. Außerdem haben wir viel Erfahrung darin, divers zusammengesetzte Teams über einen längeren Zeitraum in Supervisionen zu begleiten, um gute Arbeitsbedingungen für alle zu schaffen.