Fünf Möglichkeiten, transkulturelle Kompetenz in Teams zu stärken

Team-Themen
Teams mit hoher transkultureller Kompetenz haben einen deutlich stärkeren Zusammenhalt als Teams, in denen eher nebeneinander her gearbeitet wird. Transkulturelle Kompetenz ist ein wichtiger Faktor zur Fachkräftebindung.
Divers zusammengesetztes Team: Transkulturelle Kompetenz stärkt den Zusammenhalt.

Transkulturelle Kompetenz ist die Fähigkeit, effektiv und respektvoll mit Personen aus verschiedenen kulturellen Hintergründen zu interagieren und ihnen mit größtmöglicher Offenheit und ehrlichem Interesse zu begegnen.  Zentral ist dabei, dem oder der anderen als Mensch zu begegnen - und nicht als Vertreter:in einer bestimmten Kultur.

Wer Menschen über "kulturellen Etiketten" in bestimmte Schubladen steckt, guckt vor allem auf das, was trennt - zum Beispiel unterschiedliche Herkunftsländer, unterschiedliche Religionen oder unterschiedliche Geschlechter. Wer in anderen vor allem einen anderen Menschen sieht, ist offen für das, was verbindet - etwa die Leidenschaft für ein bestimmtes Thema, gemeinsame Eigenschaften, gemeinsame Werte. Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Blogartikel "Was bedeutet transkulturell?"

In diesem Blogartikel geht es darum, weswegen es sich für Arbeitgeber und Führungskräfte lohnt, ihre transkulturelle Kompetenz zu stärken und auf welchen Wegen das gelingen kann.

Inhalt

Welchen Nutzen hat transkulturelle Kompetenz für Unternehmen und Organisationen?

Die Demografie unserer Gesellschaft ist im Wandel. Die globalisierte Welt rückt immer näher zusammen, ganz besonders in Berlin. Das bunte Miteinander von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zeigt sich auch in der Zusammensetzung von Teams. Es gibt Teams mit hoher und mir weniger hoher Diversität, aber heterogen sind sie immer.

Teams mit hoher transkultureller Kompetenz haben einen deutlich stärkeren Zusammenhalt als Teams, in denen eher nebeneinander her als miteinander gearbeitet wird. Transkulturelle Kompetenz bedeutet, die andere Person mit ihren individuellen Besonderheiten wahrzunehmen und gleichzeitig im Blick zu haben, was verbindet.

Diese innere Haltung fördert das gegenseitige Verständnis und stärkt die Konfliktfähigkeit. Das heißt: Unstimmigkeiten, die es in jedem Miteinander gibt, werden weder unter den Teppich gekehrt noch eskaliert, sondern können konstruktiv gelöst werden.

All das steigert die Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Und wer mit seiner Arbeit und vor allem mit dem Umgang, mit der Kultur in einem Unternehmen zufrieden ist, möchte dort so lange wie möglich bleiben. Transkulturelle Kompetenz ist also ein wichtiger Faktor zu Bindung von Fachkräften. Völlig zu Recht zählt transkulturelle Kompetenz daher zu den Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts.

Fünf Möglichkeiten, transkulturelle Kompetenz zu entwickeln und zu stärken

1. Bewusstsein für die eigenen kulturellen Prägungen entwickeln

Der erste Schritt, transkulturelle Kompetenz zu entwickeln, ist ein das Bewusstsein für die eigene Kultur.

Jede Familie, jedes Team, jede Mannschaft im Sport, jede Organisation und jede andere Gruppe von Menschen hat eine eigene Kultur. Das Zusammenleben funktioniert nach bestimmten Regeln. Das können Regeln sein, die explizit so heißen (z. B. „In unserem Teammeeting benutzen wir keinen Laptop und legen das Handy weg“), oder ungeschriebene Regeln. Die sind am schwierigsten zu benennen – und oft die wichtigsten.

Jede Gruppe entwickelt einen gemeinsamen Blick auf die Welt, definiert gemeinsam, was richtig und wichtig ist und gibt diese Werte auch weiter. Wer sich daran hält, gehört dazu. Wer nicht, nicht. Dadurch gibt es den Unterschied zwischen „wir“ und „die anderen“.

Um ein Bewusstsein für die eigenen kulturellen Spielregeln zu entwickeln, hilft es, sich gedanklich in die Vogelperspektive zu begeben und zu beobachten: Wie gehen wir in dieser Gruppe miteinander um? Wie unterscheidet sich das von anderen Kontexten, in denen ich unterwegs bin? Welche meiner Verhaltensweisen und inneren Überzeugungen habe ich aus dieser Gruppe übernommen?

2. Eigene Voreingenommenheit akzeptieren

Dass es in einer Gruppe Regeln gibt, an die sich alle zu halten haben, liegt daran, dass der Mensch ein Herdentier ist. So werden seit der Steinzeit Gemeinschaften geformt. Genauso lange denkt unser Gehirn in Schubladen.

Schubladendenken spart dem Gehirn Energie und ermöglicht es, potenzielle Gefahren sofort zu erkennen. Es ist eine wichtige Überlebensfähigkeit. Um die eigene transkulturelle Kompetenz zu stärken, muss diese Strategie aber hinterfragt werden.

Denn leider gehen diese Schubladen nicht nur auf, wenn wir aus dem Augenwinkel ein schwarz-gelbes Insekt sehen und unser Gehirn uns (in den meisten Fällen völlig zurecht) in Alarmbereitschaft versetzt. Sondern wir stecken auch Menschen gern in Schubladen.

Anders ausgedrückt: Wir alle haben Vorurteile. Wir können gar nicht anders. Aber wir können sie uns bewusst machen und hinterfragen.

Schubladendenken ist ein blitzschneller, unbewusster Vorgang. Aber das Bewusstsein darüber, dass wir diesen Mechanismus in uns haben, macht es möglich, die Auswirkungen zu minimieren. Denn wenn ich weiß, dass ich Menschen automatisch in Schubladen stecke, wird es viel leichter, sie dort auch wieder hinaus zu holen.

3. Sensibel sein für Stereotype, Generalisierungen bewusst hinterfragen

„Frauen reden halt nicht so gerne vor Gruppen!“ – „Immer so empfindlich, die Ossis!“ – „Der Bewerber ist Ende fünfzig, das dauert ewig, bis der sich ins Programm eingearbeitet hat!“ Das war ein kleiner Einblick in die Vorurteile, die unser Unterbewusstsein am laufenden Band produziert. Denn wer in Schubladen denkt, denkt in Kategorien, produziert Stereotype und schert alle, die in dieser Schublade gelandet sind, über einen Kamm.

Stereotype sind überzeichnete Klischees und werden der Vielfalt menschlicher Persönlichkeiten nicht gerecht. Falls Ihnen im (Arbeits-)Alltag ähnliche Aussagen wie oben begegnen, sollten Sie genauer hingucken. Transkulturelle Kompetenz bedeutet, in den eigenen Gehirnschubladen kräftig aufzuräumen. Fangen Sie also an, solche Generalisierungen zu hinterfragen! Bei anderen und vor allem bei sich selbst.

Sie könnten zum Beispiel bei sich selbst oder Ihrem Gegenüber nachfragen, ob wirklich alle Mitglieder eines bestimmten Kollektivs so sind, wie die Aussage suggeriert. Suchen Sie nach Gegenbeispielen, nach Ausnahmen vom Stereotyp. So wird sehr schnell klar, dass es „die“ Frauen, „die“ Ossis oder „die“ Endfünfziger nicht gibt.

4. Menschen als komplexen Persönlichkeiten begegnen

Stereotype und Generalisierungen sind zwar energiesparend fürs Gehirn, aber im Miteinander bewirken sie, dass wir vor allem im Fokus haben, was uns von den anderen unterscheidet. Transkulturelle Kompetenz bedeutet, dass wir sensibel sind für Gemeinsamkeiten mit anderen Menschen, sodass eine Begegnung auf Augenhöhe möglich wird.

Menschen sind mehr als Vertreter:innen ihres Herkunftslands oder ihrer Religion. Wir alle haben komplexe Persönlichkeiten, und zu jedem und jeder von uns gehört eine Vielzahl von Diversity-Kategorien: Alter, soziale Herkunft, geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung, berufliche Erfahrung, familiärer Hintergrund, Gesundheitszustand,…

Wenn wir das Offensichtliche, was uns trennt, hinter uns lassen, können wir aufmerksam für das sein, was uns auf einer tieferen Ebene miteinander verbindet, vor allem Werte und Ziele (als Team). Daraus lassen sich hervorragend gemeinsam Ideen entwickeln, wie ein gutes Miteinander aussehen sollte.

5. Bewusst die Perspektive wechseln

Wichtiger Teil transkulturelle Kompetenz ist die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen. Dieser bewusste Perspektivwechsel macht sensibel für die Welt der anderen.

Menschen mit hoher transkultureller Kompetenz gehen nicht automatisch davon aus, dass das, was für sie der beste Weg ist, auch automatisch für alle anderen passt. Sondern sie rechnen damit, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben. Durch diesen inneren Perspektivwechsel wird es leichter, das eigene Verhalten oder die eigene Kommunikation so zu verändern, dass alle sich einbezogen fühlen.

Besonders für Führungskräfte divers zusammengesetzter Teams ist das eine wichtige Fähigkeit. Zum Beispiel könnte es sein, dass es manchen Teammitgliedern leichtfällt, in Meetings ihre Meinung zu vertreten oder selbstbewusst Ideen einzubringen. Andere sind stiller – aus welchen Gründen auch immer. Irgendetwas hält sie davon ab, sich aktiv am Meeting zu beteiligen.

Ein gutes Zeichen von transkultureller Kompetenz ist es, wenn Ihnen als Führungskraft dieses Muster nicht nur auffällt, sondern wenn Sie etwas in der Meeting-Organisation ändern, um zukünftig die Ideen von allen zu hören. Denn für ein wertschätzendes transkulturelles Miteinander ist es wichtig, dass sich alle in einen Prozess einbringen können.

Transkulturelle Kompetenz mit externer Unterstützung weiterentwickeln

Manchmal hilft ein Blick von außen, um in einem Team bestimmte Muster im Miteinander zu erkennen und im nächsten Schritt zu verändern.

Wir bei SEQUOYA arbeiten seit Jahren in Kontexten, wo Menschen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen aufeinandertreffen – insbesondere in sozialen Einrichtungen und im Gesundheitssektor. Genauso lange unterstützen wir Teams in diesen Branchen dabei, zu einem guten und konstruktivem Miteinander zu kommen, in denen sich alle gesehen fühlen und gut arbeiten können.

In Unternehmen fördern wir ein transkulturelles Miteinander zum Beispiel in unseren Workshops zur Teamentwicklung. Außerdem haben wir viel Erfahrung darin, divers zusammengesetzte Teams über einen längeren Zeitraum in Supervisionen zu begleiten, um gute Arbeitsbedingungen für alle zu schaffen.