Wie sieht die Berufswelt der Zukunft aus und welche Kompetenzen werden gefragt sein? Auf diese Frage geht der Artikel ein. In Anlehnung an Svenja Hofert* werden im Folgenden die vier hauptsächlichen Berufsprofile der Zukunft beschrieben: der Manager, der Spezialist, der Kommunikator und der Ideen- und Impulsgeber.
Svenja Hofert stellt in ihrem Buch fest, dass in Zukunft wahrscheinlich nur vier unterschiedliche Berufsprofile übrig bleiben werden – ausgehend von den tatsächlich ausgeführten sich unterscheidenden Tätigkeiten und Aufgaben. Dabei beruft sie sich auf frühere Forschungen von Jeremy Rifkins, Peter Drucker und Peter Glotz.
In unserer heutigen Wissensgesellschaft bildet Wissen die wichtigste Basis. Dabei lässt sich direkt angewendetes, praktisches Wissen und intellektuelles Wissen unterscheiden. Aus ersterem ergeben sich Tätigkeiten als Macher und Umsetzer – Leute, die wissen, wie es geht. Intellektuellen Wissen wird von konzeptionell Tätigen und Strategen gebraucht, um zu wissen was nötig und möglich ist.
Da Fachwissen heute eine immer kürzere Halbwertszeit hat, ist es umso wichtiger, zu wissen, wie man lernt. Zum einen ist das Wissen um Prozesse und Zusammenhänge, um Funktionsweisen und Methoden wertvoll. Zum anderen hilft das Soft-Skill-Wissen („wie Sie unternehmerisch denken, Konflikte lösen, Kompromisse erzielen, Verhandlungen gewinnen, Menschen überzeugen, Veränderungen durchsetzen und Netzwerke aufbauen“). Dabei ist das Soft-Skill-Wissen vor allem in der Kombination mit Erfahrung und früheren Erfolgen gefragt.
Aus diesen wissensspezifischen Überlegungen leiten sich jetzt die vier unterschiedlichen Karrieretypen der Zukunft ab:
Die 4 Karrieretypen der Zukunft
Projekt- und Bereichslaufbahn: Der Manager
- Nutzt Methoden- und Prozesswissen
- Wie mache ich etwas und wie hängen Abläufe zusammen?
- Managt Teams und Prozesse, koordiniert Abläufe
- Eher losgelöst von Mitarbeiterverantwortung (das wäre eher ein „Leader“)
- Leader: Visionär, führt Menschen
- Manager: organisiert Prozesse, Projekte, Vorgänge verantwortlich, keine eigenen ihm zugeordneten Mitarbeiter sondern fachlich zugeordnetes Experten-Team, Führung durch Kommunikation
- Es gibt innerhalb des Managers zwei Unterscheidungen:
- Projektmanager / bereichsübergreifender Koordinator: arbeitet bereichsübergreifend
- Bereichsorganisator: organisiert, administriert, leitet einen Unternehmensbereich
Bereichsgebundene Expertenkarriere: Der Spezialist
- Nutzt Branchen-, Prozess- und / oder Fachwissen
- Was weiß ich?
- Berät, trainiert und arbeitet mit seinem Wissen
- Hat in einem bestimmten Bereich mehr Know-how als andere
- Häufigere Positionswechsel bauen das Know-how aus
- Selten Berufseinsteiger, man entwickelt sich dahin und entdeckt sein Spezialgebiet
- Bewusst nach Spezialisierung suchen, die einem passt und Perspektiven bietet
- Spezialisierung kann und muss sich verändern und dem Bedarf anpassen
- Muss Kenntnisse immer aktuell halten und Markt beobachten
- Meistens sind Spezialisten an einen Bereich gebunden
- In einem größeren Unternehmen hat man bessere Chancen als Spezialist als z. B. als Führungskraft
- Kann je nach Nachfrage nach seinem Wissen fast jedes Gehalt verlangen
- Bei den Arbeitsbedingungen muss das Unternehmen ihm folgen
- Lebenskomfort: muss nicht vor Ort sein, kann von überall aus arbeiten
Abteilungsübergreifende Generalistenkarriere: Der Kommunikator
- Nutzt Kommunikationsvermögen, Sprach- und Soft-Skill-Spezialisten
- Wie vermittle ich?
- In allen Abteilungen eines Unternehmens – vor allem im Kundenkontakt, bei Mitarbeiterbeziehungen und Beziehungen zur Öffentlichkeit
- Aufgaben z. B. in der Corporate Social Responsibility, Knowledge Management, Schreiben, Kundenberater, Account Manager, Teamaufbau und Umstrukturierung begleiten (Basis auf der Beziehungs- und Verständnisebene legen), Veranstaltungen moderieren, Belegschaft / Öffentlichkeit informieren, Teamzusammenhalt, Kundenzufriedenheit, Entscheidungen des Managements kommunizieren
- Oft Angehöriger des Stabs (berichtet an Geschäftsführung, ist gleichberechtigt zu Unternehmensbereichen)
- Grundverständnis von bestimmtem Fachbereich ist hilfreich
- Momentan wird diese Rolle noch dem Projektmanager zugeschrieben und explizite Stellentitel gibt es nicht, aber die Tätigkeiten finden sich in den Aufgaben wieder
Kreativenkarriere: Der Ideen- und Impulsgeber
- Nutzt Ideen und kreative Denkweisen
- Was kann ich anders machen?
- Wissen was kommt, was anders wird, was jetzt und in Zukunft gefragt sein wird
- Querdenker, setzt Trends, bestimmt gesellschaftliche Entwicklungen
- Meidet tendenziell größere Wirtschaftsunternehmen, wird höchstens von diesen auf Veranstaltungen eingeladen oder beim Marketing genutzt
- „Kreative Klasse“: Künstler, Autor, Moderator, Forscher, Wissenschaftler, Softwareentwickler, Technologiespezialiasisten, Werber, Designer, Architekten, Stilberater, Mentaltrainer, Coaches, findige Ärzte, weiterdenkende Journalisten, kreative Steuerberater, etc.
- Ein oder mehrere Jobs als Einzelkämpfer / Freelancer / Entrepreneur
- Weniger Karriereorientiert als aus Interesse arbeitend, offizielle Qualifikationen sind zweitrangig – überzeugen eher mit Erfolgen und Erfahrung
Hinzu kommen als Führungskräfte die oben beschriebenen „Leader“. Sie treffen Entscheidungen und motivieren Mitarbeiter. Ihre Fähigkeiten kommen ins Spiel, wenn es um Veränderung geht. Störend sind sie hingegen, wenn der derzeitige Stand gewahrt werden soll. Die Rolle des „Leaders“ ist also eher gelegentlich gefragt als permanent im Arbeitsumfeld zu finden.
Wo sehen Sie sich am ehesten und was könnte das für Sie bedeuten?
*Aus „Das Karriere Macher Buch – Erfolgreich in der Jobwelt der Zukunft“ (erschienen bei Eichborn AG, 2009, S. 77-89).