Was ist eine Supervision, wie wirkt das Format und wo sind Grenzen?

Team-Themen
Eine Supervision ist eine geregelte Form der kollegialen Beratung. Sie ermöglicht eine lösungsorientierte Reflexion der täglichen Arbeit. Regelmäßige Supervisionen unterstützen dabei, Gefühle bei der Arbeit zuzulassen und Konflikte im Team offen anzusprechen. Teams lernen durch Selbstreflexion und Feedback. Deswegen sind Supervisionen ein wirksames Instrument der Teamentwicklung.
Holzfiguren in verschiedenen Posen. Symbolbild Supervision

Eine Supervision ist eine Form der kollegialen Beratung, die Ihnen und Ihrem Team hilft, berufliche Herausforderungen zu meistern und sich weiterzuentwickeln.

Supervisionen sind besonders verbreitet in sozialen, pädagogischen oder medizinischen Fachbereichen. Menschen, die mit Menschen arbeiten, sind oft mit Schicksalen konfrontiert, die ihnen nahegehen. Das sind psychisch herausfordernde Situationen. Es ist nicht immer leicht, bei allem Mitgefühl eine professionelle Distanz zu bewahren - unter anderem, um handlungsfähig zu bleiben.

Außerdem trifft die hohe Eigenmotivation von Fachkräften aus diesen Bereichen oft auf die Grenzen des persönlichen Einflussbereichs - sei es durch politische und institutionelle Vorgaben oder durch die Möglichkeiten der Klient:innen. Das kann frustrierend sein.

Regelmäßige Supervisionen unterstützen ein Team dabei, diese Herausforderungen im Arbeitsalltag gemeinsam zu bewältigen.

Was genau eine Supervision ist, um welche Themen es dort geht und wie regelmäßige Supervisionen Teams bei der Weiterentwicklung unterstützen, lesen Sie im folgenden Artikel.

Inhalt

1. Definition von Supervision

Supervisionen sind eine Form der kollegialen Beratung. Es ist eine Reflexion arbeitsbezogener Herausforderungen, die über einen längeren Zeitraum regelmäßig von einer externen Supervisorin begleitet wird. Zudem sind Supervisionen ein wichtiges Instrument zur Teamentwicklung: Teams lernen durch Selbstreflexion und Feedback. Regelmäßige Supervisionen fördern diese Prozesse.

Am geläufigsten sind Supervisionen überall dort, wo Menschen mit Menschen arbeiten, also vor allem in sozialen, medizinischen oder pädagogischen Einrichtungen.

Das Wort „Supervision“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet in etwa „Betrachtung von oben“ oder „Übersicht“.  Während einer Supervision reflektieren Sie (meistens als Team) mit Unterstützung einer Supervisorin oder eines Supervisors Ihr berufliches Handeln.  Bei diesen Treffen haben Sie die Gelegenheit, eine momentane Schwierigkeit im beruflichen Kontext aus anderen Perspektiven zu betrachten. Und die Chance, jenseits des oft hektischen Arbeitsalltags als Team Zeit miteinander zu verbringen.

Die wichtigste Aufgabe einer Supervisorin ist es, währenddessen den „Raum zu halten“. Das bedeutet zum Beispiel, den richtigen Moment zu erkennen, wann eine Frage oder ein Impuls hilfreich ist – und wann es das beste ist, einen Gruppenprozess ohne Einmischung geschehen zu lassen.

All das hat zum Ziel, dass die Teilnehmenden sich ihrer eigenen Ressourcen bewusst werden, (unterdrückte) Gefühle zulassen können und eigene Lösungen für arbeitsbezogene Herausforderungen finden. 

Abgrenzung von Supervision zu Beratung und Coaching

Anders als bei Schulungen oder bei einer Beratung geht es in Supervisionen nicht um vorgegebene Lösungen. Stattdessen ist in einer Supervision Zeit und Raum für das, was im regulären Arbeitsalltag oft zu kurz kommt: Fallbesprechungen, Zeit als Team, Austausch über Gefühle und persönliche Herausforderungen.

Eine Supervision unterscheidet sich auch von einem Coaching. Zum einen ist ein Coachingprozess deutlich kürzer als die langfristige Begleitung eines Teams durch eine Supervision. Zum anderen ist ein Coaching stark handlungsorientiert und schließt oft auch persönliche oder private Themen mit ein.

Eine Supervision hingegen ist immer arbeitsbezogen und zielt weniger auf schnelle Verhaltensänderungen, sondern eher auf die Identitätsbildung der Teilnehmenden: „Wer sind wir als Team, wie wollen wir sein und wie können wir gut miteinander arbeiten?“ sind häufige Leitfragen. Oft geht es auch gar nicht um Lösungen, sondern darum, miteinander in Kontakt zu kommen und auszusprechen, was gerade schwierig ist und welche Gefühle damit verbunden sind.

2. Positive Wirkung von Supervisionen

Eine regelmäßige Supervision trägt dazu bei, dass Sie ein tieferes Verständnis für Ihr eigenes beruflichen Handeln bekommen und auch für das Ihrer Kolleg:innen. Dadurch erweitert sich Ihr persönlicher Handlungsspielraum im Arbeitsalltag und der Zusammenhalt und damit die Zusammenarbeit im Team zu verbessert sich.

Eine Supervision hilft Ihnen außerdem, in schwierigen beruflichen Situationen zukünftig ressourcenschonender zu agieren und gut auf sich selbst zu achten.

Regelmäßige Supervisionen haben sowohl kurzfristige als auch langfristige positive Effekte:

  • Kurzfristig: Sie spüren eine Entlastung, klären akute Fragen und entwickeln direkt umsetzbare Lösungen.
  • Langfristig: Ihre beruflichen Kompetenzen wachsen, die Kommunikation im Team verbessert sich und die Arbeitszufriedenheit steigt. Auch die Resilienz gegenüber Belastungen nimmt zu.

„Regelmäßig“ bedeutet im Zusammenhang mit Supervision: Ein Team lässt sich und seine Arbeit mindesten einmal im Quartal extern supervidieren. Dabei werden sie ein bis zwei Jahre lang von derselben Supervisorin begleitet. 

Zentral für diese erwünschte Wirkung einer Supervision ist, dass es ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Supvervisor:in und dem Team gibt. Dann wird es möglich, dass eine Supervision wirklich zu einem geschützten Raum wird, in dem alle offen sich und ihre Arbeit reflektieren und ehrlich über Sorgen und Herausforderungen sprechen können.

Dazu trägt auch die Vereinbarung bei, dass das, was in diesem Kreis geteilt wird, den Raum nicht verlässt. 

3. Zielgruppen: Für wen ist eine Supervision sinnvoll?

Eine Supervision eignet sich für Einzelpersonen, Teams und Organisationen, die ihre berufliche Praxis reflektieren und verbessern möchten. Supervisionen finden Anwendung in zahlreichen Berufsgruppen und Branchen. Ob im sozialen Bereich, in der Pflege, im Bildungswesen oder in Unternehmen – überall dort, wo Menschen zusammenarbeiten, kann eine Supervision helfen, die Kooperation zu verbessern und die berufliche Zufriedenheit zu steigern.

Am häufigsten kommen Supervisionen dort vor, wo Menschen mit Menschen arbeiten, also zum Beispiel in Pflegeeinrichtungen, in Kindertagesstätten oder in Wohnheimen für Geflüchtete. Auch Coaches sollten sich und ihre Arbeit regelmäßig supervidieren lassen.

In Unternehmen sind Supervisionen nicht so geläufig wie in Einrichtungen aus dem sozialen, pädagogischen oder medizinischen Bereich – sie sollten es aber sein. Im Zusammenhang mit „New Work“ werden solche Meetings erfreulicherweise häufiger. Treffen, denen es vor allem um das „Wie“ der Zusammenarbeit geht und weniger um das „Was“, heißen in Unternehmen zum Beispiel „Retro“. Auch eine Retro profitiert von der Begleitung einer professionellen Supervisior:in. 

4. Formen von Supervisionen bei SEQUOYA

Supervisionen können auf verschiedene Weise gestaltet werden. SEQUOYA kann verschiedene Formen der Supervision begleiten.

Fallsupervision

Austausch im Team zu konkreten Fällen aus der Praxis, die von den Teammitgliedern eingebracht werden. Ziel ist es, das eigene berufliche Handeln zu reflektieren und eine neue, erweiterte Perspektive auf den Fall zu bekommen. Eine Fallsupervision bietet die Möglichkeit, die Erfahrungen der anderen Teammitglieder und die Weisheit der Gruppe für den persönlichen Lernprozess zu nutzen.

Teamsupervision

Austausch im Team zu Zusammenarbeit und zu interner Kommunikation, zu Strukturen und Arbeitsabläufen und anderen übergeordneten Team-Themen. In Team-Supervisionen können auch Unstimmigkeiten oder Konflikte bearbeitet werden, durch die Arbeitsatmosphäre und Arbeitszufriedenheit aller beeinträchtigt werden.

Einzelsupervision

Ein effektives Lernsetting, das ganz speziell auf persönliche Bedürfnisse zugeschnitten wird. Teammitglied und Supervisor:in reflektieren die berufliche Rolle, gerade in schwierigen Situationen, Konflikten und Umbruchsituationen. Es ist eine (regelmäßige) Begleitung zu arbeitsbezogenen Themen.

Leitungssupervision

Eine Leitungssupervision unterstützt Führungskräfte in ihrer beruflichen Handlungsfähigkeit. Thema ist alles, was sie in ihrer leitenden Tätigkeit beschäftigt. Wir können die Führungsrolle beleuchten, die Funktionalität der Gesamtorganisation betrachten oder Lösungsoptionen für Konflikte suchen. Eine Leitungssupervision kann als Einzelsitzung stattfinden oder in einer Gruppe für ein Leitungsteam.

Akut-Supervision nach einem belastenden Vorfall

Bei der Arbeit mit Menschen gibt es manchmal heftige Vorfälle, von denen alle im Team betroffen, berührt oder sogar schockiert sind. Dazu zählen schwere Unfälle, Situation mit unkontrollierten Emotionen oder sogar mit körperlicher Gewalt, sexuelle Übergriffe und andere Gefährdungssituationen. Eine Akut-Supervision hilft sowohl dabei, den belastenden Vorfall als Team zu verarbeiten, als auch einen individuellen Umgang damit zu finden.

5. Mögliche Themen für Supervisionssitzungen

In Supervisionen geht es immer um arbeitsbezogene Themen. Die Vielfalt dabei ist groß. Hier sind einige Beispiele aus der Praxis zu dem, was zum Gegenstand einer Supervision gemacht werden kann: 

  • Fallarbeit zu herausfordernden Kund:innen / Patient:innen / Kindern / Eltern / … Die Fallarbeit ist eine Möglichkeit, das eigene berufliche Handeln zu reflektieren und ggf. blinde Flecken aufzudecken
  • Konfliktlösung im Team
  • Umgang mit hoher Arbeitsbelastung z. B. durch hohen Krankenstand, fehlende Nachbesetzung von Stellen, neue Arbeitsaufgaben
  • Professioneller Umgang mit Nähe und Distanz innerhalb des Teams und mit Klient:innen / Patient:innen
  • Abgrenzungsfähigkeit stärken, „Nein“ sagen lernen
  • Stärkere Resilienz aufbauen
  • Erhalt der mentalen und körperlichen Gesundheit am Arbeitsplatz

6. Grenzen: Was kann eine Supervision nicht leisten?

In Supervisionen geht es immer um Arbeitsbeziehungen. Es ist keine Psychotherapie und ersetzt daher auch keine psychotherapeutischen Maßnahmen.

Probleme verschwinden nicht magisch, sondern erfordern aktives Mitwirken der Teilnehmenden. Nur wenn innerhalb des Teams die Bereitschaft besteht, konstruktiv miteinander zu arbeiten, können die in Supervisionen vereinbarten Maßnahmen auch wirken.

Eine Supervisorin kann auch nicht stellvertretend für Sie oder Ihr Team Konflikte mit Vorgesetzten lösen. Auch Aufgaben, die zum Betriebsrat oder Personalrat gehören, liegen nicht im Verantwortungsbereich der Supervisorin. In einer Supervision kann aber vereinbart werden, wer sich um bestimmte Belange kümmert (und z. B. das Gespräch mit der Führungskraft sucht, Kontakt zum Personalrat aufnimmt o. ä.)

7. Unterstützung von SEQUOYA bei Supervisionen

Eine Supervision ermöglichen Begegnungen von Mensch zu Mensch mit einem Austausch zu Themen, die im gemeinsamen Arbeitsalltag oft zu kurz kommen. Zu SEQUOYA gehören mehrere erfahrene Supervisorinnen, die Sie gern bei dieser Aufgabe unterstützen.