In Anlehnung an unseren Blogbeitrag „Ein Konflikt: rennen Sie weg oder greifen Sie an“ möchten wir Ihnen hier ein wirksames Modell vorstellen, welches hilft einen Konflikt zu lösen. Gefunden haben wir dieses Modell in dem Buch „Reise zur Lösung – Praxishandbuch Coaching“ (S. 236) von Paul Lahninger, erschienen 2010.
Lahninger ist Psychotherapeut, Teamtrainer, international tätiger Lehrgangsleiter für Coaching- und Train-the Train-Lehrgänge sowie Führungskräfteseminare. Zudem arbeitet er als Lehrbeauftragter der Universitäten an der Wirtschaftskammer Salzburg.
Im ersten Schritt haben Sie herausgefunden, ob Sie eher konfliktscheu oder streitlustig sind, wie Sie sich im Konflikt natürlicher Weise verhalten und warum Sie sich so verhalten. Im Folgenden zeigen wir Ihnen eine Möglichkeit, wie Sie sich konkret im Konflikt verhalten können und vor allem, in welcher
Reihenfolge. Auch hier ist es zunächst wichtig, bei sich selbst anzufangen.
L.Ö.S.E.N
Lassen Sie sich Zeit
Zuerst ist es hilfreich, sich dem Konflikt langsam zu nähern, da Stress und Tempo eine Eskalation befeuern. Aus diesem Grund sollte die Entspannung unterstützt werden, indem z. B. Möglichkeiten gesucht werden, der entstandenen Verärgerung Raum zu geben – ohne dem Gegenüber zu schaden bzw. ihn zu verletzen. Sollte dafür Abstand erforderlich sein, ist es ratsam, sich die Zeit zu nehmen, um Ruhe zu gewinnen und darauf aufbauend das gemeinsame Anliegen zu betonen.
Öffnen Sie Ihre Ohren
Der zweite Schritt legt den Fokus auf den Menschen gegenüber. Um eine gemeinsame Lösung erzielen zu können, ist es unerlässlich, sich in sein Gegenüber hineinzudenken und ihm verständnisvoll sowie wertschätzend zu begegnen. So erhalten Sie die Möglichkeit, die Gefühle und Bedürfnisse Anderer zu verstehen und folglich darauf zu reagieren.
Sagen Sie es als Bitte
Doch mit Zuhören allein ist es nicht getan. Es ist ebenso entscheidend, dass Sie Klartext über sich selbst sprechen. Die Art und Weise, wie Sie Ihren Standpunkt in Konflikten vertreten, hat enormen Einfluss auf die Reaktion Ihres Gegenübers. Anstelle von Schuldzuweisungen ist es besser, Wünsche zu äußern, in denen Ihre Gefühle und Bedürfnisse zum Ausdruck kommen. Es ist ratsam, diese als klare und offene „Ich-Sätze“, wie bspw. „Ich wünsche mir…“ oder „Ich bitte Dich um…“, zu formulieren, um bei sich zu bleiben und möglichst konkret zu sein.
Ob es sich bei Ihrer Formulierung tatsächlich um einen Wunsch oder eine Bitte handelte (und nicht um eine Erwartung oder einen Anspruch), können Sie an Ihrer Reaktion auf ein „Nein“ erkennen. Sind Sie enttäuscht oder traurig, war es wirklich „nur“ eine Bitte oder ein Wunsch. Sind Sie hingegen wütend, böse oder ärgerlich, dann war es eine (versteckte) Forderung, ein Anspruch oder eine Erwartung, die Sie an Ihr Gegenüber gerichtet haben.
Erfinden Sie Lösungen
Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Gefühlen und Bedürfnissen beider Parteien entsteht eine gemeinsame Basis, von welcher aus zusammen Lösungen entworfen werden können. Dabei sollte nach Möglichkeiten gesucht werden, die den Wünschen beider Parteien gerecht werden. Sammeln Sie zunächst Ihre Ideen, ohne dass Sie sich bereits den Kopf über eine Entscheidung zerbrechen.
Neu entscheiden
Erst jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um zu (ver)handeln. Nachdem Sie ausführlich Ideen gesammelt haben, wählen Sie nun gemeinsam jene aus, die für beide Parteien am besten passt. Treffen Sie die Entscheidung in Gemeinsamkeit und bekräftigen Sie diese bspw. durch einen Handschlag oder ein gemeinsames Ritual.