Erfolgsfaktoren für transkulturelle Zusammenarbeit – Ergebnisse aus unserem Sommer-Workshop

SEQUOYA
„Brücken bauen, Horizonte erweitern: Erfolgsfaktoren für transkulturelle Zusammenarbeit“ – das war der Titel unseren Workshops, den wir für unser transkulturelles Sommerfest vorbereitet hatten. Die Ergebnisse haben wir hier für Sie zusammengefasst.
Sommerfest

Bei SEQUOYA arbeiten wir mit Menschen zusammen, die die Welt verändern wollen. Unsere Kund:innen und Kunden sind dabei so bunt wie der Kiez in dem unsere Beratungsräume liegen. Um das Leben und seine Vielfalt zu feiern und um neue Verbindungen zwischen Menschen zu schaffen, haben wir im Juni 2024 zu einem transkulturellen Sommerfest eingeladen.

Gestartet haben wir das Sommerfest mit einem Workshop zum Thema "Brücken bauen, Horizonte erweitern: Erfolgsfaktoren für transkulturelle Zusammenarbeit". Die Ergebnisse davon haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Inhalt

Unser Ablauf: Das passiert heute

Ablauf transkulturelles Sommerfest

Das war das Programm für den Nachmittag. Erst eine kurze Einführung ins Thema, dann ein ergebnisoffener Austausch zu wichtigen Fragen im Zusammenhang mit transkulturellem Arbeiten.

Nach dieser eher kognitiven Herangehensweise an das komplexe Thema ging’s ins Erleben: Es waren zwei Ensemble-Mitglieder der „Gorillas“ zu Gast – das ist das Impro-Theater in direkter Nachbarschaft von SEQUOYA. Leon und Barbara haben uns durch Impro-Methoden spüren lassen, wie sich gute Zusammenarbeit anfühlt, bei der alle gleichermaßen beteiligt sind und Ideen einbringen können.

Das Erlebte haben wir ausgewertet, um danach den Abend mit der Vernissage „Wort“ ausklingen zu lassen.

Rahmenbedingungen und Werte für gute Zusammenarbeit

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„Wer den Hafen nicht kennt, für den ist kein Wind der richtige“ – das Zitat wird dem römischen Philosophen Seneca zugeschrieben. Damit wir wissen, wie wir die Segel setzen sollen, haben wir beim Workshop Antworten auf zentrale Fragen für ein gutes transkulturelles Miteinander zusammengetragen.

Die verschiedenen Stifte und Handschriften zeigen es: Das ist ein Gemeinschaftsergebnis. In die Flipcharts sind die Gedanken aller eingeflossen, die beim Workshop dabei waren.

Einer der Denkimpulse war „Das brauche ich, um gut zusammenzuarbeiten“. Zusammengekommen sind eine Menge wichtiger Rahmenbedingungen:

  • ein wertschätzendes Arbeitsumfeld
  • geklärte Zuständigkeiten
  • ein gemeinsames Ziel
  • angemessene Vergütung
  • gemeinsame Räume – sowohl ein physischer Pausenraum als auch Raum für Diskussion, Austausch, Emotion
  • flache Hierarchien
  • eine gesicherte Perspektive

Und es ging auch um geteilte Werte und eine gemeinsame innere Haltung, die notwendig sind für eine gute Zusammenarbeit

  • Respekt und Toleranz
  • ein humanistisches Menschenbild
  • lösungsorientierte Herangehensweise
  • gegenseitiges Zuhören
  • Verlässlichkeit
  • eine Feedbackkultur, in der Fehler möglich sind
  • offene Kommunikation, Transparenz

So sieht gute Zusammenarbeit aus in diversen Teams

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In einem nächsten Schritt haben sich die Workshopteilnehmer:innen damit befasst, woran zu erkennen ist, dass die Zusammenarbeit in diversen Teams gelingt:

  • Unterschiede werden wertgeschätzt
  • Teammitglieder können, dürfen und sollen ihre Bedürfnisse benennen
  • Ein Team entwickelt gemeinsam die zentralen Werte
  • Das Team ist konfliktstark. Konflikte werden angesprochen und lösungsorientiert bearbeitet
  • Es gibt eine hohe Ambiguitätstoleranz, das heißt: unterschiedliche Meinungen dürfen nebeneinander bestehen

Und wenn das alles gegeben ist, dann können die Teammitglieder aneinander wachsen und erreichen gemeinsam Erfolge. Das Geheimnis ist: Alle fühlen sich gesehen und wissen, dass ihr Beitrag zählt, dass sie wichtig sind für das Team. Die Vielfalt des Teams wird zur Stärke.

Herausforderungen bei der Arbeit in diversen Teams

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Zur Realität der Arbeitswelt gehört auch: Es scheint nicht immer die Sonne. Je heterogener ein Team ist, desto häufiger gibt es kleinere oder auch größere Irritationen.

In unserem Workshop haben wir folgende Herausforderungen beim Arbeiten in diversen Teams zusammengetragen:

  • Unsicherheit: Wie gehe ich mit anderen um, ohne sie zu verletzen? Ich habe Angst, etwas falsch zu machen.
  • Es fällt mir schwer, von Anfang an offen und ehrlich zu sein, wenn so viele unbekannte Faktoren im Raum sind.
  • Es gibt große Unterschiede im Hierarchieverständnis.
  • Es gibt viele verschiedene Bedürfnisse. Nicht einfach, die unter einen Hut zu bringen.
  • Man muss neue Sprachregelungen lernen
  • Ich habe das Gefühl, ich muss ständig reflektieren, was ich tue oder sage. Das ist herausfordernd.

Danke für diese Ehrlichkeit! Es gehört Mut dazu, offen auszusprechen, was schwierig ist.

Perspektivwechsel: So misslingt transkulturelle Zusammenarbeit garantiert

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Als Gedankenexperiment haben wir gefragt „Was könnten wir tun, damit transkulturelle Zusammenarbeit garantiert misslingt?“ Denn wenn es Erfolgsrezepte gibt, dann gibt es auch „Misserfolgsrezepte“. Die Antworten kamen prompt und in großer Zahl

  • Rassismus, Hetze gegen andere, Abwertung
  • rassistische Mikroaggression
  • keine Offenheit anderen Kulturen gegenüber, die eigene Weltsicht durchsetzen wollen
  • nicht anerkennen, dass es unterschiedliche Sichtweisen gibt
  • Cliquenbildung
  • nicht zuhören, nicht ausreden lassen, keine Neugier mehr, nicht lernen wollen
  • kein Austausch mehr, schweigen, boykottieren, keine Reaktion auf Vorschläge oder Redebeiträge
  • keine gemeinsamen Werte und Ziele
  • nicht auf Privilegien verzichten wollen

Was nicht zu tun ist, ist also sehr klar. Diese Verhaltensweisen tatsächlich auch zu unterlassen, ist manchmal schwieriger, als man denken würde. Viele dieser Verhaltensweisen passieren unbewusst – unter anderem deswegen, weil sie so lange ohne Schwierigkeiten in eher homogen zusammengesetzten Teams nicht auf Widerstand gestoßen sind.

Rassistische Mikroaggressionen zum Beispiel sind in den meisten Fällen nicht gewollt und haben ihren Ursprung der jahrhundertelangen weiß-männlich geprägten Sichtweise auf die Welt. Das ist keine Entschuldigung des Verhaltens, sondern eine Erklärung, warum es auftritt und nur mit persönlichem Aufwand zu ändern ist – und natürlich mit dem Willen, es zu ändern.

Manche Veränderungen sind auch unbequem. Wer zum Beispiel gibt schon gern freiwillig Privilegien ab? Denn das bedeutet anzuerkennen, dass ich mir bis jetzt für lange Zeit keine Gedanken um etwas gemacht habe, zum Beispiel: als weißer Mann eine Bewerbung mit einem Foto abzuschicken. Andere Menschen hingegen, zum Beispiel eine Frau mit Kopftuch trägt, denken sehr lange darüber nach, ob sie ihr in ihren Bewerbungsunterlagen mit Foto erscheinen sollten.

Der erste Schritt ist immer, dass jemandem ein mögliches schwieriges Verhalten bewusst wird. Ab dann ist Veränderung möglich.

Was ist transkulturelle Kompetenz?

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Was ist transkulturelle Kompetenz? Die Frage aller Fragen für unseren Workshop… Weil das ein so komplexes Thema ist, auf das es nicht DIE eine Antwort gibt, haben wir unsere Gäste gebeten, einen Satz zu vervollständigen, der das Thema etwas kleiner und handhabbarer macht: Transkulturelle Kompetenz bedeutet für mich…

  • Vielfalt
  • Ambiguitätstoleranz: verschiedene Meinungen aushalten, Ungewissheit aushalten
  • Offenheit, Akzeptanz und Toleranz
  • Flexibilität
  • Verletzlichkeit als wichtigen Faktor in die Zusammenarbeit einbeziehen
  • in den Blick nehmen, was Personen prägt
  • Gemeinsamkeiten finden

So können Methoden aus dem Impro-Theater bei transkultureller Zusammenarbeit helfen

Sommerfest - Impro-Theater

Gemeinsamkeiten finden! Darum ging es sehr viel in unserem nächsten Schritt im Workshop. Denn genau wie ein gutes Team im Arbeitsleben funktioniert auch Impro-Theater dann am besten, wenn alle aufeinander achten und sich frei fühlen, ihre Ideen einzubringen, um das große Ganze zum Erfolg zu bringen.

Eine gute Stunde lang haben Barbara Kehl und Leon Düvel, beide Schauspieler:innen im Ensemble der „Gorillas“, mit uns fröhlich improvisiert (herzlichen Dank noch mal an dieser Stelle!). Mit Lust am Ausprobieren, mit heiterem Scheitern, mit der Bereitschaft, sich auf andere einzulassen und das, was war, noch mal komplett neu zu denken.

Auch oder eher: gerade Impro-Theater funktioniert nur dann, wenn alle Beteiligten aufmerksam beobachten, neugierig in Kontakt gehen und bereit sind, mit der Idee einer anderen Person einfach mal mitzugehen und zu sehen, was geschieht.

Wir hatten viel Spaß dabei – und haben viele Prinzipien entdeckt, die sich hervorragend auf die gelungene Zusammenarbeit in diversen Teams übertragen lassen.

Erste Schritte zu einem neuen Wir

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Eine Stunde lang Impro-Theater spielen – da kommt einiges an Erfahrungen zusammen. Gemeinsam haben wir zusammengetragen, was wir wahrgenommen haben:

  • Kein Druck zur Perfektion
  • Freude an Bewegung, raus aus dem Kopf
  • Man muss nicht alles kontrollieren
  • weg vom „ja, aber…“, hin zum „ja, genau!“
  • alle Sinneskanäle waren beteiligt
  • Auch schüchterne Personen haben sich mit Freude eingebracht

Und all das hat das Zugehörigkeitsgefühl gestärkt: „Wir haben etwas zusammen gemacht, das war verbindend!“ Könnte ein gutes Erfolgsrezept für die Arbeit in und mit heterogenen Teams sein!

Herzlichen Dank an alle unsere Gäste, dass ihr euch so intensiv in diesen Workshop eingebracht habt. Dank euch, eurer Ideen und euerer Bereitschaft, sich für das Thema zu öffnen, war der Nachmittag so bereichernd, wie er war!

Mehr Fotos vom Miteinander auf dem transkulturellen Sommerfest

In diesem Beitrag ging es vor allem um eine inhaltliche Auswertung des Workshops. Hier klicken, um Bilder vom bunten Miteinanders auf unserem transkulturellen Sommerfest zu sehen.