Hürden für Fachkräfte aus dem Ausland
Man sollte meinen, das wäre eine win-win-Situation: Fachkräftemangel in Deutschland trifft auf Fachwissen von Eingewanderten. Es gibt momentan sogar spezielle Jobbörsen für Geflüchtete aus der Ukraine. Aber so einfach geht das nicht in unserem Land.
Einige Restriktionen sind verständlich: Es ist zum Beispiel sinnvoll, dass jemand erst gute Deutschkenntnisse erwirbt, bevor sie oder er in einen Beruf geht, in dem klare Kommunikation zu komplexen Zusammenhängen wichtig ist – zum Beispiel in der Medizin. Aber in anderen Bereichen sehen sich gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte mit sehr technisch-formellen Hürden konfrontiert. Und nicht nur das: die Mühlen der deutschen Bürokratie mahlen sehr langsam.
Leider hat die Verwaltung nur wenig aus den Erfahrungen von 2015 und 2016 gelernt – oder die Politik setzt die Erkenntnisse aus der Praxis zu langsam in neue Gesetze um. Aus der Zeit ist eigentlich bekannt, was entscheidend ist für eine gute Integration von Menschen, die in Deutschland heimisch werden möchten: schnelle Sprachkurse, Kinderbetreuung, verbindliche Termine für Planungssicherheit und eine Unterbringung dort, wo die Menschen entweder Familie und Bekannte haben – oder dort, wo die Nachfrage am Arbeitsmarkt hoch ist.
Gründe für den Fachkräftemangel in Deutschland
Einer der wichtigsten Gründe für den Fachkräftemangel in Deutschland hat strukturelle Gründe: patriarchale Strukturen. Konkret: Die Care-Arbeit für Kinder, Eltern oder andere pflegebedürftige Angehörige wird immer noch zum größten Teil von Frauen übernommen. Dadurch haben Frauen weniger Ressourcen frei, um einer bezahlten Erwerbsarbeit nachzugehen.
Die dramatischen Folgen: Viele Frauen arbeiten in Teilzeit, arbeiten an Positionen mit geringer Verantwortung und dadurch relativ geringem Einkommen und finden keine Zeit, sich durch Fort- und Weiterbildungen immer weiterzuqualifizieren. Dadurch bleibt wahnsinnig viel Potenzial ungenutzt. Mehr dazu in unserem Blogbeitrag Care-Arbeit als Karrierekiller für Frauen: 5 Ansätze, das zu ändern.
Weitere Gründe für den Fachkräftemangel sind der demografische Wandel, der digitale Wandel und die Folgen am Arbeitsmarkt durch den Klimawandel.
- Demografischer Wandel:
Die Bevölkerung wird insgesamt älter, es gehen mehr Menschen in Rente als dass jüngere neu in den Arbeitsmarkt eintreten. - Digitaler Wandel:
Der digitale Wandel bezieht sich auf die zunehmende Bedeutung von Technologie und Digitalisierung in der Arbeitswelt. Das betrifft viele Bereiche, von Computern und Software bis hin zu automatisierten Produktionsprozessen. Die Technologie entwickelt sich so schnell, dass es oft an Menschen fehlt, die die nötigen technischen Fähigkeiten haben. - Wandel durch die Klimakrise:
Um dem Klimakollaps entgegenzuwirken, gibt es große Umstrukturierungen in allen Wirtschaftszweigen. Unsere Art zu arbeiten, ändert sich, wodurch ganz neue Anforderungen an Jobs entstehen. Das betrifft einerseits die „klassischen“ Branchen rund um den Klimaschutz – wie etwa Wind- und Solarenergie oder alternative Fahrzeugantriebe. Gleichzeitig müssen viele bestehende Berufe angepasst werden, um nachhaltiger zu werden. Dieses Spezialwissen fehlt oft.
Einwanderung als große Chance für den deutschen Arbeitsmarkt
Auf dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen Fachkräfte – Menschen, die in Deutschland eine neue Heimat suchen, suchen auch neue Arbeit. Könnte ein perfect match sein. Oder?
Leider ist es immer noch so, dass in den meisten Unternehmen fehlende Sprachkenntnisse als so großes Hindernis gesehen werden, dass andere, vorhandene Qualifikationen in den Hintergrund treten. Die Folge: Zugewanderten werden vor allem für Hilfstätigkeiten eingestellt. Das kann kurzfristig Engpässe überbrücken, und bringt vielleicht auch einen Boost in stark saisonal abhängigen Phasen (z. B. Weihnachtsgeschäft. Sommersaison in der Gastro, Erntezeit,…)
Aber Geflüchtete sollten keine Lückenbüßer sein. Um den Arbeitsmarkt langfristig zu entlasten, braucht es ein grundsätzliches Umdenken in der Wirtschaft und gute, nachhaltige Integrationskonzepte. Warum Einwanderung die große Chance für den deutschen Arbeitsmarkt ist, und warum Fachkräftemangel und Fluchtbewegungen zusammen gedacht werden sollten, kommentiert Lea Hampel in der Süddeutschen Zeitung.
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