Arbeiten in Deutschland: Fachkräftemangel und Fluchtbewegungen sollten zusammen gedacht werden

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Fachkräfte sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt so sehr gesucht wie selten zuvor, denn unser Land schrumpft und altert. Gleichzeitig kommen jeden Tag immer noch tausende Geflüchtete in Deutschland an, vor allem aus der Ukraine. Auch Menschen aus Syrien und Afghanistan fliehen weiterhin vor dem Krieg in ihrer Heimat und hoffen auf ein Leben in Sicherheit in Deutschland. Und in den nächsten Jahren wird die Anzahl derer rapide zunehmen, deren Lebensgrundlagen durch die Klimakrise zerstört wird und die ein neues Zuhause suchen.

Man sollte meinen, das wäre eine win-win-Situation: Fachkräftemangel in Deutschland trifft auf Fachwissen von Eingewanderten. Es gibt momentan sogar spezielle Jobbörsen für Geflüchtete aus der Ukraine. Aber so einfach geht das nicht in unserem Land. Einige Restriktionen sind verständlich: Es ist zum Beispiel sinnvoll, dass jemand erst gute Deutschkenntnisse erwirbt, bevor sie oder er in einen Beruf geht, in dem klare Kommunikation zu komplexen Zusammenhängen wichtig ist – zum Beispiel in der Medizin. Aber in anderen Bereichen sehen sich gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte mit sehr technisch-formellen Hürden konfrontiert. Und nicht nur das: die Mühlen der deutschen Bürokratie mahlen sehr langsam.

Leider hat die Verwaltung nur wenig aus den Erfahrungen von 2015 und 2016 gelernt – oder die Politik setzt die Erkenntnisse aus der Praxis zu langsam in neue Gesetze um. Aus der Zeit ist eigentlich bekannt, was entscheidend ist für eine gute Integration von Menschen, die in Deutschland heimisch werden möchten: schnelle Sprachkurse, Kinderbetreuung, verbindliche Termine für Planungssicherheit und eine Unterbringung dort, wo die Menschen entweder Familie und Bekannte haben – oder dort, wo die Nachfrage am Arbeitsmarkt hoch ist.

Mehr dazu, warum Einwanderung die große Chance für den deutschen Arbeitsmarkt ist, und warum Fachkräftemangel und Fluchtbewegungen zusammen gedacht werden sollten, kommentiert Lea Hampel in der Süddeutschen Zeitung. Geflüchtete sollten keine Lückenbüßer sein, um den Arbeitsmarkt kurzfristig zu entlasten. Vielmehr brauche es ein grundsätzliches Umdenken in der Wirtschaft und gute, nachhaltige Integrationskonzepte.

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