Sieben erprobte Tipps für Geisteswissenschaftler:innen auf Jobsuche

Arbeitsmarkt
Mit geisteswissenschaftlichen Fächern ist kein konkretes Berufsbild verbunden. Deswegen wird die Jobsuche für Geisteswissenschaftler:innen oft zu einer Herausforderung. Wir haben 7 Tipps, mit denen es leichter wird.
Geisteswissenschaftler:innen sind helle Köpfe

Germanistik, Linguistik, Kunstgeschichte, Philosophie, Geschichtswissenschaften,… – alles wahnsinnig interessante Fachgebiete an der Uni. Und alle ohne festes Berufsprofil, denn Geisteswissenschaften sind vor allem darauf ausgelegt, den Horizont zu erweitern und das eigene kritische Denken zu fördern.

Das macht die Jobsuche für gut ausgebildete Geisteswissenschaftler:innen schwieriger als für Menschen, die Jura oder Pharmazie studiert haben. Zum einen wissen viele Unternehmen nicht, welche berufsrelevanten Kompetenzen mit einem solchen „Elfenbein-Fach“ verbunden sind. (Spoiler: Es sind viele – haben wir hier verbloggt). Zum anderen wissen viele Geisteswissenschaftler:innen selbst nicht, welches Berufsfeld das passende ist und wie sie ihren Platz in der Arbeitswelt finden.

Inhalt

Bei SEQUOYA haben wir viel Erfahrung damit, Akademiker:innen mit geisteswissenschaftlichem Hintergrund auf dem Weg zum Traumjob zu begleiten. Hier haben wir Ihnen 7 erprobte Tipps für die Jobsuche von Geisteswissenschaftler:innen zusammengestellt.

1. Sammeln Sie Praxiserfahrung in verschiedenen Branchen.

Verlassen Sie als Geisteswissenschaftler:in schon früh immer wieder das warme Nest der Uni und sammeln Sie während des geisteswissenschaftlichen Studiums Praxiserfahrung in verschiedenen Branchen. Oder während der Promotionsphase, falls Sie promovieren möchten. Testen Sie Verschiedenes aus, aber vergeuden Sie keine Zeit mit unbezahlten Praktika, die Sie ausbeuten oder keinen konkreten Bezug zu Ihren Zielen haben.

Im Idealfall finden Sie in einer für Sie relevanten Organisation oder Firma eine längerfristige Tätigkeit, die Ihnen gute Einblicke und Kontakte bietet, und wo man Ihr Fachwissen als Geisteswissenschaftler:in einzusetzen weiß.

Aber auch Nebenjobs in der Bibliothek, in einem Café oder als Fahrradkurier sind hilfreich zur Orientierung. Selbst wenn Sie als Geisteswissenschaftler:in keine Karriere in der Gastronomie- oder Logistik-Branche anstreben – achten Sie darauf, was Ihnen Spaß macht: das Miteinander im Team oder die konzentrierten Arbeitsphasen alleine? Mögen Sie feste Arbeitszeiten oder eine flexible Zeiteinteilung?

2. Finden Sie Themen, für die Sie brennen.

Dieser Tipp gilt für jede Phase, in der Sie als Geisteswissenschaftler:in auf der Suche nach einer Arbeit sind, die zu Ihnen passt. In der Endphase des Studiums, in einem Traineeship und auch, wenn Sie schon mit beiden Beinen fest in der beruflichen Realität angekommen sind und feststellen: Ich brauche etwas Neues.

Diese Fragen helfen Ihnen bei der Orientierung im Rahmen der Jobsuche weiter: Welches Feuer brennt in Ihnen? Welche Themen erfüllen Sie, bei welchen Inhalten fühlt Arbeit sich fast gar nicht nach Arbeit an?

Sobald Sie dazu eine ungefähre Vorstellung haben, erweitern Sie Ihr Blickfeld: Welche (gemeinnützigen) Organisationen, Stiftungen oder Unternehmen befassen sich mit diesen Themen? Wo kann ihr Wissen und Können nützlich sein? Suchen Sie Kontakt bei Jobmessen, einem Tag der offenen Tür oder auch über eine Initiativbewerbung. 

3. Machen Sie sich Ihre Stärken bewusst!

Sie wissen jetzt, für welche Themen und Inhalte Sie brennen. Im nächsten Schritt geht es um Tätigkeiten, die zu Ihnen passen. Wenn Ihnen etwas leichtfällt und Sie gleichzeitig darin gute Erfolge erzielen, ist das ein Hinweis auf eine Stärke oder eine Kompetenz.

Fragen Sie sich: Welche Tätigkeiten machen mir so richtig Spaß? Zunächst im Berufsleben, aber erweitern Sie Ihr Spektrum auch aufs Privatleben. Sie sind zwar Geisteswissenschaftler:in, aber haben ja auch noch andere Interessen. Vielleicht trainieren Sie mit Freude eine Mädchen-Fußballmannschaft oder lieben es, den Sommerurlaub zu planen. Listen Sie alles auf. Dann treten Sie innerlich einen Schritt zurück: welche übergeordneten Kompetenzen stecken dahinter? Durchsetzungsvermögen, Zeitmanagement, Organisationstalent,…?

Solche und andere Buzzwords tauchen oft in Stellenanzeigen auf. Machen Sie sich bewusst, was Sie alles mitbringen. So fällt es Ihnen leichter, eine für Sie passende Ausschreibung zu finden und die Bewerbung dafür zu formulieren.

4. Nutzen Sie Angebote zur Berufsberatung und Fördermöglichkeiten

Für Studierende der Geisteswissenschaften (…und auch aus den anderen Fakultäten!) gibt es an allen Universitäten Möglichkeiten, sich zu beruflichen Optionen beraten zu lassen. Und vielleicht gibt es sogar eine geförderte Fortbildung, die gut zu Ihnen passt.

Gehen Sie auf Entdeckungsreise – online und durch Fragen bei Freund:innen und Bekannten. Finden Sie heraus: Welche Anlaufstellen und Angebote hat Ihre Hochschule zur Berufswahl von Geisteswissenschaftler:innen zu bieten? Welche Fortbildungen gibt es an der Uni? Welche Services stehen Ihnen auch außerhalb der Hochschule zur Verfügung? Wer kann Sie wozu gut beraten? Welche Fördergelder könnten Ihren Weg ebnen?

Für Berufstätige gilt: Hat Ihr Arbeitgeber ein Weiterbildungsprogramm, gibt es z. B. ein jährliches Budget? Vielleicht lässt sich darüber ein Seminar organisieren, das Sie über den Tellerrand blicken lässt. Wenn Sie angestellt sind, haben Sie außerdem Anspruch auf 5 Tage Bildungsurlaub pro Jahr. Nutzen Sie diese Chance, Ihren Horizont zu erweitern und um den eigenen Wünschen auf die Spur zu kommen.

5. Netzwerken Sie und zeigen Sie sich.

Zusammen ist man weniger allein, deswegen ist ein (berufliches) Netzwerk buchstäblich Gold wert. Wie stehen Sie zum Netzwerken? Fällt es Ihnen leicht, auf andere Menschen zuzugehen oder treibt Ihnen der Gedanke Schweißperlen auf die Stirn?

Ob Small-Talk-Genie oder introvertiert – Menschen sind soziale Wesen und es gibt unter Garantie auch für Sie eine Möglichkeit so zu netzwerken, dass es Ihnen Spaß macht:

Weil Netzwerke so wichtig sind, ist dieser Aspekt übrigens einer, mit dem wir uns regelmäßig in unseren Karriere-Coachings befassen. Kennen Sie Ihr Netzwerk? Welche beruflichen oder privaten Kontakte könnten Ihnen bei der Jobsuche helfen? Welche Arten zu Netzwerken sind für Sie relevant, auf was haben Sie Lust?

6. Teilen Sie Ihr Wissen großzügig und bleiben Sie neugierig.

Setzen Sie Ihr Wissen gekonnt ein, teilen Sie es und bleiben Sie offen, von anderen Neues zu lernen. Die Verbindung von Theorie und Praxis macht das Arbeitsleben für alle interessanter und Sie fallen einem größeren Kreis als Expert:in auf. Auch dadurch bauen Sie übrigens Ihr Netzwerk aus, was Ihnen wiederum bei der beruflichen (Neu)Orientierung hilft.

Gehen Sie zu Kongressen, Messen oder anderen Präsenzveranstaltungen. Nehmen Sie bei fachspezifischen Online-Meetings teil – oder veranstalten Sie selbst ein. Teilen Sie Ihre Gedanken bei Linked-In, schreiben Sie Blogbeiträge oder produzieren Sie einen Podcast. Stellen Sie Ihre Expertise als Speaker:in auf einem Panel zur Verfügung oder werden Sie Teil einer kleinen Gruppe, die sich regelmäßig trifft, z. B. eine Mastermind-Gruppe oder ein „Erfolgs-Team“.

Vermutlich liegt Ihnen nicht alles davon. Wählen Sie aus, was Ihnen Spaß macht und gucken Sie, was passiert. Auch ein Business-Lunch zu zweit mit einem fachlichen Austausch auf Augenhöhe ist übrigens aktive und wirksame Netzwerk-Pflege.

7. Verkaufen Sie sich nie unter Wert.

Viele Geisteswissenschafter:innen sind unsicher, was sie eigentlich alles können und mitbringen, das für Arbeitgeber interessant ist. Die Folge: Sie landen unterbezahlte Jobs mit zu geringem Anforderungsprofil. Mittel und langfristig führt hat diese geistige Unterforderung Konsequenzen – zum Beispiel eine innere Kündigung, nach der nur noch „Dienst nach Vorschrift“ geleistet wird. Oder sogar ein Bore-Out, der sich sowohl mit körperlichen Beschwerden äußern kann als auch mit einer großen Portion Selbstzweifel.

Ihr Wissen und Ihr Können sind wertvoll. Sie sind als Geisteswissenschaftler:in top ausgebildet und haben eine Menge Kompetenzen, die wichtig für das wirtschaftliche Vorankommen von Unternehmen sind oder den Erfolg eines gemeinnützigen Projekts. Setzen Sie Ihr Talent da ein, wo Sie als Expert*in und Mensch wertgeschätzt und auch entsprechend bezahlt werden.

Nehmen Sie sich Zeit für diese Überlegungen – oder gönnen Sie sich ein Karriere-Coaching

Wenn Sie nicht wissen, ob, wo und wie Sie einen Job suchen und finden sollen, dann gönnen Sie sich Zeit zum Durchatmen und richten Sie Ihren Blick nach vorn. Wer mit Vergangenem oder Unveränderbarem hadert, riskiert, in einer Grübelschleife zu landen. Das ist zum einen kein angenehmer Zustand. Zum anderen hindern diese Selbstzweifel Sie daran, ins Tun zu kommen.

Wenn Sie möchten, unterstützen wir Sie gern in einem Karriere-Coaching dabei, als Geisteswissenschaftler:in Ihren Platz in der Berufswelt zu finden.